REITERJOURNAL-EXTRA 2018 - Donnerstag
Seite 12 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 15. November 2018 Zolling, einer 5000-Seelen-Gemeinde im Landkreis Freising in Oberbayern, kam der Sprung ins Rampenlicht doch sehr schnell. Im vergangenen Jahr war die erste Überra- schung perfekt: Blum wurde Deutsche Meis- terin in der Herren-Konkurrenz. Daraufhin durfte sie beim CHIO in Aachen starten. Sie wurde Zweite im Großen Preis von Berlin, gehörte dann als Reservereiterin zum EM- Team von Göteborg, es folgte ein Sieg im Fünf-Sterne-Grand Prix von Lausanne und der Sieg im German Master in Stuttgart am Freitagabend. Der Weg führte kontinuierlich nach oben. Doch dann: Alice verletzte sich Anfang des Jahres. Simone Blum behielt die Ruhe. Das zeichnet sie ohnehin aus. Die Tochter des früheren Vielseitigkeitsreiters Jürgen Blum, der in Atlanta 1996 mit der Mannschaft Olympia-Bronze gewann, gab der Fuchsstute genug Zeit zur Genesung. Erst im Juli meldete sich das Paar zurück. Aber wie. Mit einem Sieg im Großen Preis von Gelderland, rechtzeitig vor dem CHIO. Dort gehörten die beiden zum siegreichen Nationenpreisteam – und Bundestrainer Otto Becker kam um eine Nominierung für die Weltreiterspiele nicht mehr herum. Ihren Status als Championatsdebütantin ließ sich die frühere Buschreiterin, die nach ei- nem schweren Sturz kurz vor dem Abitur mit der Folge Koma und Hirnblutungen die Dis- ziplin wechselte, nicht anmerken. Im Gegen- teil. In einer Souveränität meisterten Blum und Alice die Höchstanforderungen in den USA, an denen viele erfahrene Profis schei- terten. Nicht eine einzige Stange berührte die elfjährige Stute, die nicht als einfachste gilt, an allen Tagen. So kamen die beiden als einzige ohne Abwurf ins Ziel und zu Gold. Sie ist damit die erste, die 24 Jahre nach Franke Sloothaak in Den Haag, den Einzel- WM-Titel für Deutschland nach Hause tra- gen konnte – außerdem die erste Frau seit Gail Greenough aus Kanada nach 1986, die WM-Gold perfekt machte. Man merkt, dass die 29-Jährige, die außer- dem im Team Bronze gewinnen konnte, in diesen Tagen ganz besonders dankbar ist. „Das ist ein Erfolg, der für immer bleibt – es war einfach traumhaft.“ In Verbindung mit diesem Erfolg, das betont die junge Amazone immer wieder, stehen direkt Simone Blums Eltern – „Die besten Sponsoren der Welt!“ – die es ihr ermöglichen, ihre Alice definitiv zu halten und ihr Nun-Ehemann Hans Günther Goskowitz, der nun allerdings „Blum“ heißt. Ihn lernte sie 2014 kennen und lieben, und er fand die Ausnahmestute für seine Partne- rin. Die Kuriosität: Hansi Blum selbst darf Alice nicht reiten – die Eljfährige, die ihre Reiterin schon zu so vielen Erfolgen geführt hat, lässt keine Männer an sich. (K)ein Glücksbringer Übrigens nahm auch Simone Blum selbst eine zeitlang etwas Abstand von einem Mann, nämlich von ihrem Vater. Der durfte längere Zeit nicht mit zu Turnieren, weil er ihr – so empfand es seine Tochter – kein Glück bringen würde. Alleine Mutter Ulrike, die Simone auch anfangs trainierte, war zu dieser Zeit als Turnierbegleiterin genehmigt. Doch mittlerweile ist Vater Jürgen wieder mit dabei, wenn seine Tochter im Parcours unterwegs ist. Heute gehören alle dazu. Va- ter, Mutter und Ehemann. Eine Kombination, die Hand in Hand arbeitet und die Erfolgsrei- terin zu jeder Zeit unterstützt. Auch in der Schleyer-Halle werden Simone Blum einige Hände die Daumen drücken. Monika Schaaf Simone Blum nimmt es sehr genau: Sie kümmert sich gerne um die Arbeiten im Stall und am Pferd. Foto: TOMsPic
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