REITERJOURNAL-EXTRA 2018 - Samstag
M ax Kühner hatte in Tryon bei den Weltreiterspielen die Medaille in der Hand. Vor dem Schlussfinale lag der gebürtige Münchener, der seit 2015 un- ter österreichischer Flagge reitet, auf dem Silberrang. Nur Simone Blum und Alice stan- den der Goldmedaille noch im Weg. Doch am Ende war es wohl das letzte Stück Kondition bei seinem Chardonnay, das fehlte, um sich auf dem Podest zu halten. Der Holsteiner Hengst hatte sich kurz vor dem Weltcup-Finale verletzt und konnte daher nicht ganz das Aufbauprogramm durchzie- hen, das er gebraucht hätte, um auch noch den letzten Parcours mit voller Power zu springen. Es wurde Platz sechs. „Klar ist man enttäuscht, wenn man so nah dran ist“, sagt Kühner heute. „Aber im Endeffekt war Platz sechs ein großartiger Erfolg. Und Chardon- nay hat es heldenhaft durchgezogen.“ Dass er selbst besonders nervös gewesen sei, kann der 44-Jährige vom Starnberger See nicht behaupten: „Ein gewisser Druck ist ja immer da. Das kennen wir. Ich versuche, das jedoch in was Positives zu wandeln. Da haben wir auch Routine drin. Schließlich muss bei diesen Qualitätspferden alles stim- men. Die wollen nicht enttäuscht werden.“ Ein neues Kapitel im Leben Für das große Ziel Weltreiterspiele wählte Max Kühner bewusst einen anderen Weg. Statt Global Champions Tour – wie im Jahr zuvor – konzentrierte sich der studierte Be- triebswirtschaftler ganz auf das Champio- nat. Das ist für den Familienvater von zwei Kindern das sportliche Highlight im Jahr. Um sich auf diesen Events zu messen, hat Kühner vor drei Jahren sogar eine tiefgrei- fende Entscheidung getroffen: Er nahm eine neue sportliche Nationalität an. Nach etwa 30 Nationenpreiseinsätzen für Deutschland wechselte der Springreiter in die Alpenrepu- blik Österreich. Hier hatte er seit seiner Kindheit einen zweiten Wohnsitz und lebte auch einige Jahre in Kitzbühel. Der Bezug war also gegeben. Dennoch tat sich Kühner schwer, den Gedanken, für Österreich zu rei- ten, auch umzusetzen: „Wenn man für Deutschland im Team am Start war, dann wollte man auch immer gewinnen. Das war schon etwas besonderes. Außerdem schätze ich viele meiner deutschen Kollegen sehr.“ Dennoch wagte Kühner den Neustart unter neuer Flagge. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. Denn seitdem hat er die Chance, seine Fähigkeiten eben auch bei Championa- ten zu zeigen. Und dass er wettkampffähig Seite 12 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 17. November 2018 KONZENTRATION auf das Wesentliche Max Kühner wählt für sich einen Weg, den nicht jeder gehen würde. Doch einen erfolgreichen.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=