REITERJOURNAL-EXTRA 2018 - Samstag
15. 11.–19. 11. 2017 H ans-Dieter Dreher klopft sich mit der Hand auf die linke Brust, hinter der das Herz des Springreiters schlägt. „Da sitzt er ganz tief drin“, sagt er mit ver- klärtem Blick und meint seinen 17-jährigen Hengst Embassy II. „Er ist das Pferd meines Herzens“, beschreibt er und erinnert daran, dass sein bislang größter Erfolg – sportlich und emotional – eng mit diesem mokka- schwarzen eleganten Hengst zusammen- hängt: Das war der Sieg im Großen Preis von Stuttgart, dem Weltcup-Springen im Jahr 2013. Diesen Erfolg als baden-württember- gischer Lokalmatador in der Landeshaupt- stadt wird er nicht mehr vergessen. Deshalb hat es eine große Symbolik, dass Embassy II auch am Sonntag hier in der Schleyer-Halle im Großen Preis eingesetzt wird, nachdem er erst Mitte des Jahres nach einer Verlet- zungspause sein Debüt feierte. „Er ist besser als damals“, findet Dreher, „lässiger, er macht sich nicht mehr so viel Druck“. Im Jahr 2014, in der Saison nach dem Stutt- gart-Sieg, war Hansi Dreher zum ersten Mal ganz nahe dran an seinem reiterlichen Le- bensziel, einem Start im deutschen Team bei einem Championat. Es war damals in Mann- heim beim CSIO, als Embassy im Nationen- preis nicht in Topform war; dort zerfloss die Chance auf einen Teamplatz. Aber jetzt ist Hans-Dieter Dreher noch näher dran am Ende seiner bislang besten Saison. So nahe wie noch nie. Zu den Weltreiterspie- len in Tryon flog er als Ersatzreiter mit, nachdem seine Stute Berlinda das ganze Jahr über sehr beständig in internationalen Großen Preisen unterwegs war, zuletzt beim CHIO in Aachen. In den USA war er „gefühlt“ schon mal Mitglied im Team. „Ich konnte überall ein bisschen helfen“, freut sich der drahtige Grenzländer, „langweilig war es mir dort nie“. Dass es nicht ganz bis ins Team gereicht hat, kann er übrigens nachvollzie- hen. „Es war ja die erste Saison, in der Ber- linda so schwer eingesetzt wurde.“ Über- haupt, Dreher ist bescheiden geblieben, eher zurückhaltend sogar. Niemals würde er in eigener Sache intervenieren. Sein Argument ist starkes Reiten. Wenn das nicht reicht, soll es eben nicht sein – diese Haltung hat er schon immer vertreten. Seit rund sieben Jahren gehört Dreher nun zur deutschen Spitze. Zwei Weltcup-Finals hat er bestritten, 2013 und 2015, viele Nati- onenpreise und Große Preise gewonnen – unter anderem zwei Mal auch den Großen Preis von Donaueschingen. Der entscheidende Unterschied zu seinem ersten Höhenflug vor fünf Jahren ist: Mittler- weile hat Dreher ein halbes Dutzend interna- tionaler Pferde am Start, so dass er seine Stute Berlinda in Ruhe ganz gezielt einsetzen kann. Embassy II musste sich damals immer wieder neu beweisen. Jetzt gibt es eine Reihe von Rössern, die der Nummer eins im Stall den Rücken freihalten können: Der wieder- genesene Embassy II, die vermögende Fran- zosenstute Twenty Clary, der kämpferische Franzose Tiopepe de champs – und seit ver- gangener Woche der Perigeux-Sohn Prinz, der hier in der Schleyer-Halle vor einem Jahr mit Andy Witzemann das baden-württem- bergische Hallenchampionat gewinnen konnte. „Ich habe mit Andy schon seit Jah- ren über dieses Pferd gesprochen, er passt optimal zu mir“, schwärmt Dreher. Besitzer der Pferde ist der Schweizer Unternehmer und Mäzen Roland Zanotelli, der in Basel wohnt und seine Pferde im Grenzland-Gestüt gerne besucht. „Ein Top-Mann“, bescheinigt Dreher, „mehr als ein Sponsor, ein sehr guter Freund“. Roland Kern groSSen Ziel ganz nahe Hans-Dieter Dreher setzt am Sonntag im Weltcup-Springen nochmal auf seinen geliebten Hengst embassy ii. Samstag, 17. November 2018 Seite 29
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