REITERJOURNAL-EXTRA 2018 - Sonntag
A ls Eyal Zlatin zu Hause in Israel berichtete, dass er sich in Deutschland niederlassen wollte, herrschte Schweigen daheim im Kib- buz. „Nach Deutschland?“, fragten seine Angehöri- gen ungläubig. Wie so viele Familien in Israel, so hat auch die Familie Zlatin eine eigene Holocaust- Geschichte. Der großgewachsene Dressurprofi, der hier in Stuttgart erstmals in der Großen Tour antritt, kennt die gemeinsame leidvolle Ge- schichte, die Deutschland und Israel auf im- mer schmerzhaft verbinden wird, natürlich genau. Als Kind, das im Kibbuz im Norden des Landes zur Welt kam und behütet auf- wuchs, fragte der kleine Junge seine Oma, was die tätowierte Nummer auf ihrem Un- terarm bedeutete. Die alte Frau wollte darü- ber nicht sprechen. Sie will es heute auch noch nicht, mit 92 Jahren. Sie hat das Nazi-Regime und die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg im Warschauer Getto über- lebt, aber die Grausamkeit, die im Namen des deut- schen Volkes begangen worden ist, hat sie im Gedächt- nis eingebrannt wie die Nummer auf dem Arm. Eyal Zlatin respektiert die Unver- söhnlichkeit seiner Großmutter – auch wenn er Deutschland und die Menschen im Land ganz anders kennenge- lernt hat. „Ich bin jetzt seit zehn Jah- Vom KIBBUZ nach tOKIO Der israelische Dressurreiter Eyal Zlatin bereitet sich auf einen Championatstart vor. Seite 34 Rei ter journal -Ext ra Sonntag, 18. November 2018 Foto: TOMsPic
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