REITERJOURNAL-EXTRA 2018 - Sonntag
E r ist sich seiner Schönheit durchaus be- wusst – und er will immer die Nummer eins sein, im Stall und im Parcours. Mit seinen 17 Jahren ist Embassy II frischer und motivierter als je zuvor. „Ich muss aufpas- sen, dass er den Sprung nicht sofort anzieht, wenn er ihn sieht“, schmunzelt Hans-Dieter Dreher und freut sich über die jugendliche Spritzigkeit des gekörten Escudo-Sohnes. In den letzten zwei Jahren, als der bildhübsche schwarze Hengst gesundheitsbedingt immer mal wieder pausieren musste, dachten der Weltcup-Reiter und sein Besitzer, der Hengsthalter Tobias Galmbacher, schon mal darüber nach, die Sport-Karriere des mokka- schwarzen Beau zu beenden. Aber dann kehrte Embassy II zurück, und wie! „Er ist heute fitter und aufgeweckter als je zuvor“, sagt Stefan Stan, Drehers Sport- pferde-Pfleger am Gestüt Grenzland in Ei- meldingen. Dort verbringt der Hengst die meiste Zeit seines Lebens, seit er ab 2012 unter Dreher im Sport eingesetzt wird. Rund eine Million Euro Lebensgewinnsumme hat er auf das Konto seines Besitzers hereinga- loppiert. Der Sieg im Großen Preis von Stutt- gart im November 2013 war der bislang größte Erfolg des Paares. Heute, fünf Jahre später, traut man den beiden diesen Erfolg durchaus nochmal zu. Dreher macht aus sei- nem Herzen keine Mördergrube, wenn er sagt: „Dieses Pferd ist tief in meinem Her- zen.“ Die wichtigsten Siege und emotionals- ten Momente sind mit Embassy verknüpft – zuletzt der Große Preis von Donaueschingen, wo Hansi Dreher – wie hier in Stuttgart – als Lokalmatador antritt. Von Stuttgart aus kehrt Embassy II zunächst für zwei Monate zurück ans Gestüt Galmba- cher in Mainfranken unweit der baden-würt- tembergischen Landesgrenze. Dort wird er sich wieder seinem „Zweitjob“ widmen und Samen ablegen für möglichst viele Nach- kommen. Sein Blut ist gefragt, kein Wunder: Er ist eines der schönsten Pferde der Welt. Black Beauty aus dem Frankenland. Dann ruft wieder der Sport. „Er kann es sich aussu- chen, wann er in Rente will“, schmunzelt Hansi Dreher, „aber im Moment will er ein- fach noch aufs Turnier“. Das kann Stefan Stan nur bestätigen: „Wenn ich die Transportbandagen anlege, fängt er an, auf der Stelle zu trippeln, dann will er los“, beschreibt der Pfleger. „Wenn ich mor- gens nicht zuerst in seine Box komme, ist er beleidigt“, beschreibt er, „dann wiehert er oder dreht mir den Hintern zu“. Im Umgang sei der „Black Beauty“ aber friedlich und ent- spannt. Er lässt sich am Halfter zum Grasen führen, brummelt höchstens ein bisschen, wenn er eine Stute sieht, ist vorsichtig und menschenbezogen. Zuhause ist er leicht zu reiten, gut zu sitzen, fein in der Hand. „Ein Frauenpferd“, schwärmt Hans-Dieter Dre- hers Frau Marion, die ihn regelmäßig be- wegt und ins Gelände reitet. Nur Vierspänner-Kutschen irritieren ihn, aber die sieht er ja beruhigenderweise nur auf Turnieren. Dort ist der Schwarze ohne- hin wach. Dann sind die Öhrchen gespitzt, er trippelt auf der Stelle. Embassy II hat übrigens zwei gekörte Voll- brüder, die sich nur durch die Ordnungszahl von ihm unterscheiden. Züchterin Dr. Bonny- Jasmin Jacobs aus Hohenhameln in Nieder- sachen paarte 1996 erstmals ihre Silvio- Tochter Sammy Jo mit Escudo I an. Als klar war, dass daraus ein schicker Hengst in dunkler Jacke geboren wurde, als Embassy I gekört und auch noch gleich vom Landge- stüt Celle aufgestellt wurde, blieben sie beim bewährten Blut: Embassy II kam 2001 auf die Welt und wurde 2005 in Lentföhrden gekört. Ein Jahr später folgte Embassy III, der – ebenfalls gekört - später als Dressur- pferd nach Kanada verkauft wurde. Falls es ein Familientreffen geben sollte, der mittlere ist der schönste. Roland Kern Hans-Dieter Drehers schwarzer Hengst Embassy II steht für das Comeback des Jahres ‒ Im Stall und im Parcours will er immer die Nummer eins sein ‒ Nur Vierspänner sind ihm suspekt. Black Beauty Seite 8 Rei ter journal -Ext ra Sonntag, 18. November 2018
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