REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Donnerstag
D ie Wochen im September waren hart für Dorothee Schneider. Keine Tur- nierstarts. Nach einem unglücklichen Sturz, der auf dem Turnier in Ising am Chiemsee beim Aufsteigen pas- sierte, musste sie ein paar Wochen pausieren. Pause ist aber eigentlich ein Fremd- wort für die aktuell Dritte der Weltrangliste, die sich seit Jahren nur zwei Wo- chen Urlaub pro Jahr gönnt: eine Woche Ski- fahren, eine Woche im Sommer. Das muss rei- chen. Pause macht sie kribbelig. „Ich gebe es zu, ich hatte wirklich Entzugserscheinungen. Ein Leben als Fußgän- ger ist nichts für mich“, gab sie auf ihrer Face- book-Seite zu. Wie gut, dass der Dressurrichter und lang- jährige Stuttgarter Turnier- direktor Gotthilf Riexinger Ende September in Reutlin- gen am Fuß der Schwäbischen ein neues Dressurturnier veranstaltete und – gewieft wie er ist – schon früh einen Start der frisch- gebackenen Europameisterin klar gemacht hatte. So wurde das Reutlinger Turnier für Dorothee Schneider ein kleines Comeback nach einer ungewohnten Pause. Denn das Wort kommt ja bekanntlich im Sprachschatz dieser Frau nicht vor. Wie sollte das auch gehen, mit einem Stall voll Pferden, denen man in den nächsten Jahren – mit ihr – alles zutraut. Sie trat in beiden Touren an und blieb ungeschlagen, wie so oft. Richtig zu- frieden ist sie nur, wenn sie reiten kann. Mit 50 Jahren steht Dorothee Schneider im Zenit ihrer Karriere. Und ein Ende ist nicht abzusehen. In ihrem Stall „St. Stephan“ in Framersheim in der Pfalz stehen etliche Fina- listen von Bundeschampionaten und Jung- pferde-Weltmeisterschaften, allesamt hoch- dekoriert und mit allem ausgestattet, was ein späteres Championatspferd braucht. In ein paar Jahren könnte sie wohl ganz alleine mit ihren Pferden ein Nationalteam stellen, könnte sie sich aufteilen oder klonen. In die- sem Jahr hat sie wieder Pferde für die wich- tigsten Jungpferde-Serien des Landes quali- Seite 10 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 14. November 2019 Dorothee Schneider konnte Quantum Vis im Louis- dor-Preis bestens in Szene setzen. Fotos: Lafrentz PRÄZISE wie ein Uhrwerk Dorothee Schneider steht im Zenit ihrer Karriere ‒ sie könnte bald fast alleine ein Olympiateam stellen.
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