REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Donnerstag
W enn am heutigen Tag das Finale des iWest Dressur Cup ansteht, ist eines anders als je zuvor: Ein Pony hat den Sprung unter die besten Zehn ge- schafft. Seinen so treffenden Spitznamen „Zwerg“ hat sich der gerade mal 1,46 Meter hohe Corelli de Luxe selbst auferlegt. War er doch schon fünfjährig – damals noch im Be- sitz von Natascha und Walter Steinsberger – der Kleinste im Stall. Groß rausgekommen ist Corelli spätestens in dieser Saison. Unter der 17-Jährigen Victoria Rohmuss mischte „Zwerg“ die Landeszene auf, sein Start im iWest-Finale schreibt die Geschichtsbücher um. Doch von Beginn an . . . Der erste gemeinsame Auftritt von Corelli de Luxe und Victoria Rohrmuss vor rund fünf Jahren stand so eigentlich gar nicht auf dem Plan. Kurz vor Tübingens Fördergruppentur- nier zog „Vickys“ eigentlicher Partner den gelben Schein. Corelli kam zum Zug, die Steinsbergers hatten ihn kurzfristig zur Ver- fügung gestellt. Und Turnier-Neuling Corelli de Luxe zog, wenn auch noch etwas schüch- tern, zuverlässig seine Runde. Nicht nur dank der erhofften Schleife in der A-Dressur hatte es der Naseweis prompt seiner neuen Reite- rin angetan. „Vicky mochte schon immer Pferde mit viel PS. Das passte von der ersten Runde an“, erinnert sich Heike Rohrmuss, Mutter und Trainerin der Juniorin, noch ge- nau. Dass sich hier zwei gesucht und gefun- den hatten, war auch Vater Axel Rohrmuss nicht entgangen. Kein Weg führte daran vor- bei, ihn in die Familie aufzunehmen. Schnell führte der Weg des FS Champion de Lu- xe-Sohn aus der Zucht von Iris Djuren im Po- nylager von FEI-Prüfungen bis hin in den Landeskader. An Energie mangelte es Corelli von Beginn an nie, trotz seiner Hafer-Aller- gie. „Corelli wollte wirklich schon immer al- les geben. Seine ganze Power aber in die richtigen Bahnen zu lenken, das war eine echte Herausforderung.“ Gar nicht leiden konnte Zwerg zudem anfangs Vierecke im „Kessel“, wie in Nussloch. Die machten dem kämpferischen Reitpony mit der feinen Blesse doch zu schaffen. Dennoch war Vicky mit ihrem neuen Braunen gleich bei der Mu- sik. Über die Landesmeisterschaften ging die Route weiter bis ins große Dressurstadion von Aachen. Dem Titel im Süddeutschen Hal- lenchampionat folgte das Ticket für die Deut- schen Meisterschaften. „Wir waren oft gut platziert, aber selten ganz vorne. In L-Dressu- ren habe ich gemerkt, dass es Zwerg irgend- wie langweilig war. Umso schwerer es wurde, desto mehr kam er darauf in Fahrt.“ Seine junge Ausbilderin entschied sich früh zwei gleisig: Neben dem Ponysport griffen die bei- den ab diesem Tag auch zwischen den Gro- ßen an. L-Dressuren waren schnell passé, M-Triumphen folgte Corellis erster Start in einer S-Dressur. „Sein fünfter Platz gleich beim ersten Mal war der Beginn einer tollen Zeit für mich. Mittlerweile sind wir wie ein altes Ehepaar.“ Für Zwerg, da sei Abwechs- lung das A und O. Täglich Lektionen pauken ist nicht ihr Ding, die Runde ins Gelände hoch im Kurs. „Ich springe alle meine Pferde – und klar, Corelli auch. Tannenbäume sind seine Leidenschaft. Aber wir nehmen eigentlich al- les mit, was gerade in der Gegend rumliegt.“ 20 S-Platzierungen im Gepäck Ihr Motto – freier Kopf statt übertriebener Vorsicht – geht Stand heute auf. Ganz unkon- ventionell macht sie aus diesem Grund ihren Liebling auch vor den Masters nervenstark. „Bunte Raschelplanen und Handtücher lie- gen bei mir oft in der Halle. Anfangs habe ich ihn an der Hand herangeführt. Mittlerweile reite ich auch Wechsel problemlos drüber.“ „Gechillter“ sei Zwerg allemal. Aber wenn er heute ans Viereck kommt, dann ist Corelli auf Sendung, da ist sich Vicky sicher. 20 S-Platzierungen haben die beiden bereits im Gepäck. Der Druck für das heutige Finale ist minimal. „Die Qualifikation für Stuttgart ist schon ein riesen Ding. Jetzt heißt es den Mo- ment genießen – Gas geben wir allemal!“ Florian Adam Ein Zwerg schreibt die Geschichtsbücher um Corelli de Luxe steht als erstes Pony im iWest Dressur Cup-Finale. Seite 14 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 14. November 2019 Foto: TOMsPic Corelli ist mit 1.46 Meter der Winzling im iWest-Feld.
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