REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Donnerstag
Seite 16 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 14. November 2019 Vanessa Bölting, internationale Reiterin und Ausbilderin: Das lässt sich so pauschal natürlich nicht sagen. Als Mutter einer vierjährigen Tochter sage ich immer, die Vielseitigkeit ist schon ein mütterfeindlicher Sport, dennoch würde ich mich freuen, wenn meine Tochter sportlich in diese Richtung geht. Man darf nicht immer nur den Super-Gau sehen, das Risiko lässt sich durch viele Fakto- ren minimieren. Zunächst ist eine sehr gute Vorbereitung absolut wichtig, zudem habe ich, auch bei Sprüngen über kleine Baumstämme, immer eine komplette Schutzausrüs- tung mit Airbagweste an. Nicht nur als Schutz für mich, son- dern auch in der Rolle als Vorbild für andere. Passieren kann immer und überall etwas, häufig auch im Umgang mit Pfer- den oder anderen Bereichen. Möchte man nahezu jedes Ri- siko aus dem Weg schaffen, dürfte man gar nicht auf die Straße gehen. Peter Thomsen, deutscher Championatsreiter: Totaler Quatsch. Vielseitigkeit ist eine Herausforderung, die man mit dem Pferd erleben darf. Nach fünf, sechs, sieben Jahren vertraut man sich blind und das Geländereiten wird zu einem einzigen Glücksge- fühl. Padraig McCarthy, irischer Mannschafts- und Ein- zel-Vizeweltmeister von Tryon: Vielseitigkeit ist sehr riskant, ganz klar. Aber deswegen investieren wir eine Menge Zeit in das Training von Pferden und in die Auswahl der richti- gen Pferde. Aber auf Vier- oder Fünf-Sterne-Niveau kann immer ein Fehler mit Konsequenzen passieren. Wir versuchen die aber so klein wie möglich zu halten. Letztlich ist es aber so, dass gerade dieser Risiko-Anteil mit dazu beiträgt, dass die Leute den Sport so gerne gucken. Frage des Tages: Geländereiten – ein Spiel mit dem Tod? Foto: TOMsPic Foto: TOMsPic Joachim Jung, Trainer und Ausbilder: Diese Frage ist nicht in einem Satz zu beantworten – da könnten wir Stunden drüber diskutieren. Grundsätzlich gilt bei Sportarten wie Reiten, Skifahren und Ähnlichem: die Vorbereitung zuhause muss entsprechend des Anforderungslevel im Wettkampfmodus ausfallen. Im Pferde sport trägt der Reiter ganz selbsterklärend eine besondere Ver- antwortung. Tägliches Hineinhören in unsere Pferde ist ent- scheidend. Wir müssen erfühlen, welchen Aufgabenstellungen sie zu welchem Zeitpunkt gewachsen sind. Das gilt schon in Jungpferdeprüfungen, aber auch später vom Ein- bis in den Fünf-Sterne-Bereich. Profis haben dafür meist das richtige Ge- fühl und das richtige Händchen – das macht auch die Erfah- rung. Aber nur wer sein Pferd professionell vorbereiten und seinen derzeitigen Leistungsstand einschätzen kann, ist in der Lage, das Verletzungsrisiko zu minimieren. Foto: TOMsPic Calvin Böckmann, U18-Bundeskadermitglied: Definitiv nicht. Wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht hat, hat man immer einen Plan im Kopf, weiß, was man wo wie machen will. Man geht nie mit einem mulmigen Ge- fühl in eine Prüfung bezie- hungsweise nie, wenn man sich nicht ganz sicher ist, dass man gut ins Ziel kommt. Foto: TOMsPic Im Fokus! Trotz immer weiter verbesserter Sicher- heitstechniken kam es auch dieses Jahr zu einigen Todesfällen bei Pferden und Reitern. Wir haben die Indoor-Reiter nach ihrer Meinung gefragt … Foto: TOMsPic
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