REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Donnerstag
Seite 30 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 14. November 2019 S i e wäre wahrscheinlich auch eine Top-Architektin. Sie ist kreativ, fleißig und besitzt ohne Frage einen Sinn für Ästhetik. Wobei diese Eigenschaften ja auch beim Dressurreitern gebraucht werden. Es war in den Anfangsjahren des Jahrtausends, Stefanie Lempart war Mitte 20 und eigent- lich noch Studentin an der Fachhochschule in Stuttgart. Beim Praxissemester in einem großen Stuttgarter Büro begeisterte sie die älteren Kollegen so sehr, dass sie sofort ei- gene Projekte betreuen durfte. Als Prakti- kantin baute sie einen Kindergarten! Dass sie sich doch ein paar Jahre später als studierte Architektin der Berufsreiterei zu- wandte, ist ihrer echten Leidenschaft ge- schuldet: der Dressurausbildung. „Die ande- ren Studenten haben sich die ganze Zeit am liebsten übers Bauen unterhalten“, schmun- zelt sie, „ich wollte aber mehr über Pferde reden“. Den Schritt in die professionelle Rei- terei als Seiteneinsteigerin hat sie nie be- reut. Das Jahr des Beginns war 2006. Da entschloss sie sich, an der Seite ihres Trai- ners und Trainingspartners Ralf Müller auf der Reitanlage Körschmühle in Stuttgart ins Profilager zu wechseln. Seit 2016 ist die heute 43-jährige gebürtige Aalenerin ge- meinsam mit dem Stuttgarter Pferdewirt- schaftsmeister Gesellschafterin der Firma „Idealpferd“ mit Standort in Sulzbachtal- Schönaich bei Böblingen. Die Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle ist für Stefanie Lempart ein besonderes Pflaster. Rekordverdächtig. In den Jahren 1995 und 1996 siegte sie damals mit gerade mal 20 und 21 Jahren – noch als Junge Rei- terin und jüngste Finalsiegerin – mit ihrem Fuchswallach Ginger jeweils im Finale des iWest-Cups (der seinerzeit noch einen ande- ren Sponsorennamen trug). 2002 folgte ein Sieg auf dem großen Fuchs Harvey. Seither ist Stefanie Lempart Kopf an Kopf mit Olym- piasieger Martin Schaudt die einzige Reite- rin, die das Hallenchampionat dreimal ge- winnen konnte. Und in diesem Jahr bestrei- tet sie ihr zwölftes Finale; das Dutzend ist also voll. Nur die Ilsfelder Ausbilderin Re- nate Gohr-Bimmel stand öfter im Finale: 13 Mal. Nach Ginger und Harvey ritt Steffi Lem- part eine Weile später erst Giacomo, dann Hemingway ins Stuttgarter Viereck, diesmal ist es der elfjährige Holländer-Fuchs Visavis Chocolat. Nach so vielen Starts ist die Schleyer-Halle für Stefanie Lempart ein biss- chen zur Routine geworden. „Natürlich ist es immer eine besondere Freude, hier zu rei- ten“, beschreibt sie, „aber aufgeregter als bei einem normalen Turnier bin ich auch nicht.“ „Aber: alle um mich herum“, schmunzelt sie. Die Besitzer ihrer Berittpferde zuallererst. Sie sind sich der Ehre bewusst. 24 Jahre lie- gen zwischen Lemparts erstem Finalstart und ihrem zwölften. 24 Jahre und eine Be- rufsreiterlaufbahn, die allerdings nicht im- mer ganz geradeaus verlief. Als Kind der Ostalb begann Steffi Lempart am Stall der Familie Konle in Röhlingen bei Ellwangen mit dem Reiten. Noch heute er- zählt sie stolz, ein „Konle-Kind“ zu sein. Ihr erster Auftritt auf Landesebene mit 13 Jah- ren fand übrigens im Parcours statt. 1988 in Tübingen wurde sie mit ihrem Le Patron Vi- zemeisterin der Championatsjunioren. Ein Jahr später – 1989 in Schutterwald – war sie dann mit Ginger auch in der Dressur vertre- Mit Ginger ging es los Stefanie Lempart macht 24 Jahre nach ihrem ersten iWest-Sieg in diesem Jahr das Dutzend der Finalstarts voll – als Architektin baut sie an ihrer Berufsreiterkarriere. Stefanie Lempart mit ihrem Visavis Cho- colat und Trainingspartner Ralf Müller. Foto: TOMsPic Fotos: TOMsPic
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