REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Donnerstag
Seite 36 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 14. November 2019 Reiterjournal: Mit Ihnen sitzen hier quasi zwei Generationen an einem Tisch. Man könnte sagen, zwei Vielseitigkeitsreiter, die völlig unterschiedliche Welten kennen … Calvin, die Rennbahn kennen Sie nur noch aus den Geschichtsbüchern, oder? Calvin Böckmann (schmunzelt): Das stimmt – und aus Erzählungen von meiner Mutter. Aber wie das wirklich abgelaufen ist, kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Ich habe immer nur Fetzen aufgeschnappt. Peter, seit 2006 gibt es das alte Format nicht mehr, bei dem die Prüfungen durch Renn- bahn und Wegestrecken zum Teil über 20 Kilometer und schon mal eineinhalb Stun- den lang waren. Fehlt Ihnen was aus diesen alten Zeiten? Peter Thomsen: Natürlich fehlt mir die Rennbahn, die hat richtig Spaß gemacht und auch die Wegestrecken fand ich gut für die Pferde, die entspannt waren, aufgewärmt, gelöst und locker. Es war natürlich und schön. Aber für die Gesundheit der Pferde ist das aktuelle Format besser, das muss man ganz klar so sagen. Wir hatten damals deut- lich mehr Verletzungen beim Pferd. Das neue System hat sich bewährt. Wenn wir schon über Formate sprechen. Nicht nur am Prüfungsformat hat sich was getan, die Olympischen Spiele verändern den Sport zunehmend. Im kommenden Jahr haben wir nur noch drei Reiter im Team. Pe- ter, eine kritische Entwicklung? Peter Thomsen: Es wird schon Gründe ge- ben, warum sich immer wieder was verän- dert. In dem Fall wird von Kosten und Zeit- einsparung gesprochen. Ich persönlich finde es traurig, dass nur noch drei Reiter die Chance bekommen, bei Olympischen Spielen zu starten. Und was ich bedenklich sehe: Für stärkere Nationen ist dieser Modus risikoan- fälliger. Früher hatten wir einen Schuss frei. Wenn heute einer aus der Kurve rutscht, ist die Medaille futsch. Es ist viel mehr Glück im Spiel. An einem guten Tag können schwä- chere Nationen so deutlich leichter vorne stehen – das hat mit einem Kräftemessen zwischen den Nationen nicht mehr so viel zu Championatsreiter Peter Thomsen (58) und Nachwuchstalent Calvin Böckmann (18) über die Entwicklung des Vielseitigkeits- sports, über Generationenunterschiede und Karrierechancen. „ Wenn heute einer aus der Kurve rutscht, ist die Medaille futsch“ Fotos: TOMsPic
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