REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Donnerstag
Seite 8 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 14. November 2019 Anastasia Wetzstein holt sich im zweiten Anlauf den Sieg im Nürnberger Burg-Pokal. Opa Helmut ebnet dem jungen Talent den Weg. Opa ist die prägende Figur Foto: TOMsPic Helmut Wetzstein steht seiner Enkelin zur Seite. A n ihren ersten Kontakt mit Pferden kann sich Anastasia Wetzstein noch genau erinnern. Damals vor gut zwölf Jahren im ortsansässigen Verein: „Meine Schwester Christina wollte immer zum Pony- reiten in Herrenberg. Ich musste mit, da gabʻs keinen Weg vorbei.“ Angst hatten ihr die Stallbewohner gemacht. Selbst mal draufzusitzen – im ersten Moment undenk- bar. Doch Lydia Buchter-Alshehab, die den Schulbetrieb jahrelang liebevoll vor Ort be- trieb, nahm sich des Angsthasen an. Auf das erste Streicheln folgte ein vorsichtiges Füh- ren, auf eine Runde im Schritt mehr und mehr Reitstunden. „Schiss hatte ich trotzdem ziemlich lange. Aber Lydia gab mir Ver- trauen. Nach ein paar Jahren haben mir die Pferde es doch angetan.“ Die Angewohnheit, sich vom Pferd fallen zu lassen, wenn das Pony mal buckelte, gewöhnte sich Anastasia im Anschluss lieber ab. Mit dem ersten Sprung im Sattel kam der Mut zurück. Par- coursreiten war von nun an ihre Leiden- schaft. „Opa war fast immer mit dabei. Aber ein eigenes Pferd kommt uns nie ins Haus, hatte er gesagt. Jetzt hat er zwei.“ Doch zu- nächst öffneten sich durch den ersten Springreiterwettbewerb auf einem Schul- pferd beim Heimturnier neue Tore. Mo- gheeth Alshehab wurde aufmerksam. Ihr Talent war früh kaum zu übersehen: „Sie ist mir aufgefallen, da sie für ihr Alter schon sehr viel Gefühl für das Springreiten mit- brachte. Ich sprach sie an, seitdem half sie mir bei uns im Stall.“ Striegeln, putzen und satteln stand zunächst für die Nachwuchs- reiterin auf dem Programm. Dann durfte sie immer öfter selbst in den Sattel. „Das Kind braucht ein Pferd, hatte Maurice zum Opa gesagt.“ Der gebürtige Syrer ließ bei Helmut Wetzstein nicht locker, bis der endlich nach- gab. Mit der Schimmelstute Lavia-Hoem kam ein Stein ins Rollen. Auf das erste E-Springen folgte nach zwei Wochen prompt ein Sieg über A. Den Kids-Cup durchliefen die beiden beinahe im Schlaf. Kein Jahr drauf hielt der Aufwind an bis in die Klasse M. Doch da war Lavia an ihre Grenzen gekommen. Längst packte nicht nur die ambitionierte Schülerin der Ehrgeiz, auch Alshehab spürte, für das junge Mädchen ist der Weg noch nicht vor- bei. Das Zünglein an der Waage stellte wie so oft Helmut Wetzstein dar. „Ohne Opa wäre das alles nicht möglich. Er ist der Beste und ermöglicht mir, was immer er nur kann.“ Die letzte Chance Mit der achtjährigen Cuddy kam ein Gummi- ball ins Spiel. Alshehab hatte die sprungge- waltige Stute schon in Nachwuchspferde- prüfungen hoch platziert. Wetzstein über- nahm und griff in Baden-Württembergs be- liebtester Juniorenserie an. Ohne Umwege galoppierten die beiden in die Stuttgarter Schleyer-Halle. Platz drei sprang bei der Pre- miere heraus im letzten Jahr. Und auch in dieser Saison sollte die Qualifikation für die Entscheidung der Besten 15 problemlos ge- lingen. Im Finale des Nürnberger Burg-Pokal wollte Wetzstein noch einmal überzeugen. Durch die Altersgrenze war es die letzte
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