REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Freitag
Seite 14 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 15. November 2019 Das Testevent verlief problemlos, aber es liefert Denkaufgaben. Die Stallungen in Tokio lassen keine Wünsche offen: voll klimatisiert und großzügig D ie Temperaturen in Tokio sind in die- sen Tagen ein großes Thema. Der Ma- rathonlauf bei den Olympischen Spie- len im kommenden Jahr könnte ins deutlich kühlere Sapporo, 800 km von Tokio ent- fernt, verlegt werden. Der Grund: Die Leichtathletik-WM in Katar macht den Ver- antwortlichen Sorgen. Mehrere zusammen- gebrochene Läufer oder solche, die aufga- ben, bei vergleichbaren Temperaturen – das will unter den olympischen Ringen keiner wirklich erleben. Doch was ist mit den Pfer- den? Vor allem mit denen der Vielseitigkeits- reiter, die konditionell der größten Belas- tung im Geländekurs ausgesetzt sind? Die Internationale Reiterliche Vereinigung FEI hat Anfang November die Auswertungen des Test-Events veröffentlicht. Dabei kam heraus, dass Laktatwerte, Körpertemperatur und Pulswerte kurz vor ihrem Maximum der Leistungsfähigkeit gewesen wären. Die FEI gab an, alles zu tun, um die Auswirkungen der vermutlich herrschenden klimatischen Bedingungen zu lindern. So wurde festge- legt, dass der Start am Geländetag bereits um 7.30 Uhr statt um 8 Uhr erfolgt. Auch eine Verkürzung der Strecke sei denkbar. Von den infrastrukturellen Begebenheiten im Equestrian Park jedenfalls könnte es nicht besser sein: Die massiven Stallungen sind klimatisiert, großzügig und in edler, mo- derner Optik, Waschplätze stehen ausrei- chennd zur Verfügung. Auch die Turnieran- lage selbst scheint bestens gerüstet, die Tri- bünen sind bereits weit im Bau und neben den idealen Stadion- und Hallenböden wurde auch der Boden auf der Geländestrecke im eineinhalb Autostunden entfernten Sea Fo- rest Park von den Reitern gelobt. Es scheint soweit alles im Zeitplan. IOC-Präsident Tho- mas Bach erklärte kürzlich, dass er sich an keine Stadt erinnern könne, die ein Jahr vor- her schon so weit sei wie Tokio. Auf was können sich die Reiter und Mitrei- senden sonst in der japanischen Metropole einstellen? Neben saunaähnlichen Tempera- turen (außer in den offensichtlich viel zu stark gekühlten Räumlichkeiten) natürlich auf Sushi und unglaublich viele Menschen. 38 Millionen Bewohner hat Tokio – hinzu kommen die vielen „Olympiatouristen“. Es wird also eine Mammutaufgabe für die Orga- nisatoren, entsprechende Verkehrskonzepte aufzustellen. Doch bei der Akribie, die be- reits jetzt beim Test-Event zu sehen war, sollte man das den Japanern zutrauen. Gründlichkeit und Genauigkeit sind den Ja- panern sehr wichtig. Das zeigt die Tatsache, dass der Höchstgeschwindigkeitszug Tokai- do-Shinkansen bei der letzten Messung 2015 eine durchschnittliche Verspätung von gerade Mal 54 Sekunden hatte – was in Japan bereits zu Empörung führt. Klingt, als könnten die Spiele zu einem einzigartigen Erlebnis werden – wenn die klimatischen Be- dingungen es zulassen. Monika Schaaf Zwischen und Sauna Das Wetter könnte in Tokio ein Thema werden. Fotos: FEI/Yusuke Nakanishi
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