REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Freitag
Seite 42 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 15. November 2019 Monica Theodorescu, Sie haben heute mor- gen den Piaff-Förderpreis beobachtet. Ha- ben Sie ein paar Kandidaten für zukünftige deutsche Championatsteams erkannt? Das muss man abwarten. Aber zunächst ist der Piaff-Preis für die jungen Leute ein Tor zur Welt. In diesem Jahr ist es sehr positiv, dass wir schon sehr erfahrene Reiter dabei haben, die schon wichtige Grand Prix-Aufga- ben geritten sind. Sie bilden ein starkes Team. Und es sind junge Berufsreiter dabei, die schon Ausbilderqualitäten beweisen. Die deutschen Dressurreiter sind weltweit so überlegen wie schon lange nicht mehr. Ge- nießen Sie das einfach nur – oder wird es Ih- nen auch ein bisschen unheimlich? Im Moment kann ich das genießen, aber wir werden trotzdem weiterhin viel Arbeit in den Erfolg stecken. Denn Erfolg ist kein Zufall. Bella Rose und Showtime sollen eine längere Winterpause einlegen. Heißt das, Sie blicken mit diesen Pferden schon in Richtung Tokio? Ja klar, beide Pferde haben in dieser Saison eigentlich ständig Ergebnisse von über 80 Prozent geholt, in der Kür in Richtung 90 Prozent oder mehr. Viel besser geht es ja nicht. Natürlich plane ich mit diesen Paaren, aber ebenso auch mit Jessica Werndl und ih- rer Dalera. Da geht es jetzt darum, die Form dieser Saison zu erhalten. Aber andere Reiter habe ich auch im Blick. Benjamin Werndl, Hubertus Schmidt und Frederic Wandres ste- hen gleich in der nächsten Reihe. Man hat das Gefühl, dass Sie als Bundestrai- nerin ihre Championatsreiter sehr intensiv auch im Training betreuen ⁝ Ja, das stimmt. Jonny Hilberath und ich, wir sind sehr nah an den Reitern und Pferden dran. Es herrscht eigentlich immer ein Aus- tausch. Ich kenne auch die Pferde mittler- weile alle sehr gut, und es ist mir wichtig, dass alle Pferde immer optimal trainiert wer- den. Da fühle ich noch sehr als Reiterin. Fürchen Sie die große Hitze, die für die Olympischen Spiele prognostiziert wird? Nein, ich habe selbst Olympische Spiele be- stritten, auf denen sehr hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit herrschten. In Bar- celona bin ich mal bei 44 Grad im Schatten in die Prüfung geritten. Das ging auch. Es ist wichtig, dass die Pferde zwischen den Belas- tungen immer wieder Phasen der Regenera- tion haben. Wie ich gehörte habe, ist das in Tokio gewährleistet. Unsere Pferde sind durchtrainierte Hochleistungssportler. Aber klar ist: Die Pferde müssen noch mehr als sonst absolut topfit sein, das wird bei der No- minierung ein wichtiges Kriterium sein. Pferde, die gesundheitlich angeschlagen sind, kommen definitiv für Tokio nicht in Frage. Im nächsten Jahr gibt es nur noch drei Reiter pro Team, wie Sehen Sie das? Nicht positiv! Ich habe dafür kein Verständ- nis, es ist eine Entscheidung gegen die best- mögliche Qualität des Sports. Vielleicht be- kommen wir so mehr Nationen zu den Spie- len, aber auf Kosten des Spitzensports. Naja, am Ende werden trotzdem die besten Paare vorne sein. Ich hoffe, das sind wieder wir. Zuletzt waren es die Engländer, davor die Holländer, die den Deutschen gefährlich wurden, womit rechnen Sie in Tokio? Ganz ehrlich, ich beschäftige mich nicht viel mit den anderen Nationen. Ich bin Bundes- trainerin der deutschen Dressurreiter. Meine Aufgabe ist es, dass unsere Sportler die opti- male Leistung bringen. Sie haben neulich einen Lehrgang im Ländle gegeben, wie war Ihr Eindruck? Gut, das hat Spaß gemacht. Es waren talen- tierte junge Pferde dabei, auch für den Grand Prix-Sport. Es war eine gute Erfahrung. Ich komme gerne wieder. Das Interview führte Roland Kern. Dressur-Bundestrainerin Mo- nica Theodorescu über die aktuelle komfortable Lage im deutschen Dressursport und die Olympischen Spiele in Tokio „ Ich fühle noch als Reiterin“ Fotos: TOMsPic
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