REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Freitag

W enn Ann-Kathrin Lindner die letz- ten Jahre Revue passieren lässt, dann gab es da ein Turnier, bei dem es bislang immer lief. Die German Mas- ters ‒ ja, die liegen ihr. „Durch den Tunnel hinein in die große Arena zu traben, das ver- setzt einem immer Gänsehaut“, schwärmt die 23-Jährige über ihr Lieblingsturnier. Ob morgens um 7 Uhr oder mittags um drei ‒ für die Ilsfelderin hat die Schleyer-Halle zu jeder Tageszeit ihr besonderes Flair. Dass sie sich hier pudelwohl fühlt, das hat Ann-Kath- rin Lindner von ihrem ersten Auftritt an ge- zeigt. 2016 feierte die gelernte Physiothera- peutin hier als Küken im iWest-Finale Pre- miere. Kein Jahr sollte darauf vergehen, in dem sie im Rennen um die Krone nicht mit- mischen konnte. Nach zwei Mal Platz zwei Ann-Kathrin Lindner steht nach einer außergewöhnlichen Sai- son im Finale des Piaff Förder- preises. Für die U25-Reiterin ist die Schleyer-Halle ein beson- deres Pflaster. Gestern holte sie sich zum zweiten Mal den Titel im iWest Dressur Cup. Die Rückkehr an die Erfolgsstätte gelang 2018 dann erstmalig der große Coup. Ihr Württemberger Sunfire startete mit dem Sieg bei der Entscheidung um die iWest-Tro- phäe in ein ganz besonderes Jahr. „Was seit- dem passiert ist, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Auch wenn’s abgedroschen klingt, aber da wurden echt Träume wahr.“ Im Wintertraining zeigte sich das Talent für „Pi und Pa“ von „Fritz“, wie der San Amour- Sohn im Stall gerufen wird, schnell. Lindners gelehrigem Schüler gelang in drei Monaten ein Quantensprung. Im Februar ‒ mit dem Sichtungslehrgang zum Piaff För- derpreis ‒ war er schon angekommen im Grand Prix-Sport. Der schick aufgemachte Schwarzbraune brachte trotz seines jugend- lichen Alters Bundestrainer Sebastian Heinze auf seine Seite. Die Nominierung für die U25-Serie flatterte ins Haus. Der Weg zur ersten Station in Mannheim war geebnet. Prompt hieß es auf dem Maimarkt vor gro- ßer Kulisse den ersten Bewährungstest zu bestehen. Zwei Mal Platz zwei öffnete neue Tore ‒ Lindner und Sunfire gehörten von nun an dem Bundeskader an. Das Lospech schlägt zu Dass in Mannheim auch die erste Sichtung für die Europameisterschaft stattfand, war für die Aufsteiger gefühlt zunächst nicht von großer Relevanz. Doch Heinze hatte sie schon auf dem Zettel. In Riesenbeck sollten die Würfel dann fallen. Und auch dort wuchs der schwarze Riese über sich hinaus. Mit Platz drei im Finale war der Traum von der „Euro“ wahr. In Italien angekommen, schlug das Lospech zu. Als Erste mussten Lindner und Sunfire in jeder Prüfung ran. Doch die Championatspremiere gelang: Mannschafts- gold und Platz fünf im Einzelentscheid brachten eine üppige Ausbeute hervor. Als Europameister kehrten die beiden zurück ins Land. Sunfire wird eine große Zukunft vorausgesagt. Das weiß auch Lindner ‒ und schickte ihn vorzeitig mit Köpfchen in einen längeren Winterschlaf. „2020 ist wieder seine Zeit, bis dahin ist Wellness angesagt.“ In Stuttgart treten Dulcia und Flatley an. Beide brachten Lindner schon zum Strahlen. Die eine mit Zwei Sterne-Siegen am Lauf- band und der Titelverteidigung in der Lan- desserie gestern, der andere mit dem ersten internationalen Grand Prix-Triumph. Vorge- nommen hatte sie sich für Stuttgart eigent- lich „nur“ das Niveau weiter zu halten. Ein großes Ziel ‒ blättert man einmal durch die Erfolgsdatenbank. Florian Adam Seite 44 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 15. November 2019 Ann-Kathrin Lindner wusste in Stuttgart immer zu überzeugen. Foto: TOMsPic

RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=