REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Samstag

Seite 40 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 16. November 2019 W eihnachten sind wir mit der Fami- lie daheim“, sagt Friedhelm Ott. Und es klingt wie ein Ausrufezei- chen. Dann schaut er seine Tochter Annika an, der er keinen Wunsch abschlagen kann, und fügt etwas kleinlauter hinzu: „Obwohl, verrückt genug wären wir ja.“ Soll heißen: Wenn es für Anika Ott eine Chance gibt, am Finale der FEI-Pony-Trophy in Belgien am Weihnachtsturnier teilzuneh- men, dann würde ihr Vater vielleicht mal fünf gerade sein lassen. So wie im letzten Jahr, als das 14-jährige Mädchen zum ersten Mal mit ihrer Ponystute Kira Bell hier in Stuttgart in der Schleyer-Halle startete. Da sprach Friedhelm Ott mit dem Pfarrer im erzkatholischen oberschwäbischen Fronho- fen – und das Mädle durfte eine Woche spä- ter in der Nachbargemeinde zur Firmung gehen. Was Pferde angeht, sind die Otts eben flexibel. Zum dritten Mal jetzt findet in Stuttgart eine Wertungsprüfung für das FEI-Trophy-Finale in Belgien statt. Die bei- den Baden-Württemberger, die am Start sind, gehören nicht zu den Favoriten. Dazu sind sie noch zu unerfahren. Aber im Sport Weihnachten in Mechelen Bei der FEI Pony-Trophy sind auch zwei junge Amazonen aus Baden-Württemberg am Start. mit den kleinen Pferden gibt es immer wie- der Überraschungen. Anika Ott aus Fronho- fen (15) und Arwen-Charlotte Thaler (bald 15) aus Nürtingen wurden nominiert, erklärt Baden-Württembergs unermüdlicher Po- ny-Beauftragter Heinz Bürk, weil sie eine Perspektive haben – und im nächsten Jahr nochmal dabei sein können. Denn Bürk (83) ist lange genug im Ponysport, um zu wissen, dass man immer ein bisschen vorausplanen muss. Zumal sich im Ponysport des Landes gerade eine Art „Generationswechsel“ vollzo- gen hat, nachdem Lea-Sophia Gut aus dem Ponyalter herausgewachsen ist. Sie domi- nierte jahrelang die Szene und feierte zwei- mal in Mechelen Weihnachten. Anika und Arwen gehören aktuell dem ba- den-württembergischen Team an, das neu- lich bei der Süddeutschen Meisterschaft die Goldmedaille geholt hat. Aber beide haben einen ganz unterschiedlichen Hintergrund. Anika Ott ist die zweitjüngste von vier Schwestern, die sich die Pferde und Ponys weitergeben, wie es in ande- ren Familien mit den Schlaf- anzügen geschieht. Vanessa ist mit 23 Jahren die äl- teste, Yvonne startet bei den Jun- gen Reitern, Eileen, die Jüngste, folgt auch schon im Ponysattel. Die Familie hat in Fron- hofen einen kleinen eigenen Zucht- und Tur- nierstall. Vater Friedhelm ist Trainer und Pfleger in einer Person. Er ist selbst bis zur Klasse S geritten und ein Tausendsassa in Sachen Pferde – in Oberschwaben bekannt wie ein bunter Hund. Arwen-Charlotte Tha- ler kam als ganz normales Vereinsmädchen im nordbadischen Schwetzingen zum Reiter- verein und startete die übliche Laufbahn: Ponyreiten, Schulbetrieb, Reitbeteiligung, erstes eigenes Pony, dann Turnier. Die El- tern Sabrina Jüptner und Klaus Thaler sind Hobbyreiter, unterstützen die Karriere ihrer Tochter aber mit großem Engagement. Als sie aus dem Raum Heidelberg vor ein paar Jahren wieder in den Großraum Stutt- gart zogen, wo sie herstammen, fanden sie in Volker Hahn auf dem Hasenhof in Walden- buch den richtigen Trainer für ihre Tochter, die aktuell ihre bislang beste Saison be- streitet. Sie begann schon im Mai mit einem 7. Platz bei der wichtigen Bundessichtung „Preis der Bes- ten“. Und im nächsten Jahr will sie komplett durchstarten. Dazu haben sich die Thalers den inter- national erfahrenen Wallach Cra- zy-Heartbreaker für ein Jahr gesichert. Denn 2020 ist Arwens letzte Ponysai- son. Und Weihnach- ten in Mechelen wäre ja gar kein schlech- ter Abschluss. Roland Kern Der Ponypast Heinz Bürk umrahmt von Anika Ott und Arwen Thaler Foto: TOMsPic

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