REITERJOURNAL-EXTRA 2019 - Samstag

Seite 44 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 16. November 2019 D er Mannheimer Reiterpräsident Peter Hofmann ist einer der höchsten Reit- sportfunktionäre im Land: Er ist im Präsidium der FN für den Spitzensport zu- ständig und Vorsitzender des DOKR- Springausschusses. Der Chef der Mannhei- mer Maimarkt-Turniere ist aber auch Spre- cher der Interessensgemeinschaft Turnier- veranstalter in Deutschland. Herr Hofmann, wenn man im Moment die deutschen Turnierveranstalter hört, ist die FN in etwa so beliebt wie das Finanzamt - können Sie das ein bisschen nachvollziehen? Naja, nicht so richtig. Jeder, der Steuern und Gebühren bezahlt, beklagt sich darüber. Aber wie der Staat Einnahmen braucht, um seine Aufgaben zu erledigen, braucht die FN eben auch Geld, um den Pferdesport in Deutschland zu organisieren. Beides ist eine Solidaraufgabe, die gemeinsam geleistet werden muss. In diesem Fall von allen, die am Pferdesport teilhaben. Ist die FN zu teuer? Das kann man so pauschal sicher nicht sa- gen. Wer sich anschaut, welche neuen Ge- biete und Anforderungen auf die FN zuge- kommen sind, erkennt, dass dies nicht zum Nulltarif zu bekommen ist. Ich nenne nur den ganzen Bereich Tierschutz und Tierwohl oder die Organisation neuer Altersklassen wie Children und U25 oder das ganze Thema Digitalisierung. Sie sind Vertreter der Veranstalter und gleichzeitig FN-Präsidiumsmitglied, gibt es da keinen Interessenskonflikt? Wie schaffen Sie diesen Spagat? Ich sehe da keinen Spagat, sondern einen Vorteil. Die FN muss als Verband ein Ge- samtinteresse am Thema Pferd haben. Das ist auch vorhanden. Jetzt gibt es Partikular- interessen, die teilweise untereinander kon- kurrieren. Nicht alle haben die gleichen Inte- ressen. Es muss aber die große Klammer ge- ben: unser gemeinsames Thema Pferd. Ich glaube, dass ich als Präsidiumsmitglied und Sprecher der Veranstalter am besten für ei- nen Interessensausgleich sorgen kann. Jetzt will die FN die Gebühren halbieren, wie kam das denn zustande? Zunächst ja, das stimmt. Die FN plant eine sehr kräftige Reduzierung der Veranstalter- gebühren. Wir Veranstalter arbeiten schon länger an dem Thema. Wir haben einen Pro- zess angestoßen, der bei der FN angekom- men ist. Erst gab es dort interne Barrieren, aber bei uns ist die Ungeduld gewachsen. Das Thema wurde schließlich beschleunigt, weil die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Turniere mittlerweile wirklich auf dem Spiel steht. Auch die kleinen Turnierveranstalter kommen immer schwerer über die Runden. Volker Wulff und Klaus Röser wa- ren da an meiner Seite. Aber eine Gebühren- senkung ist nach unserer Ansicht nur der erste Schritt. Die FN muss sich überlegen, wie sie die Veranstalter im Bereich Service noch besser unterstützen kann. Andere Länder, zum Beispiel unser Nach- barn in Österreich, kommen offenbar mit weniger Regulierung und weniger Gebüh- ren aus, das berichten die Reiter aus dem grenznahen Baden-Württemberg. Beobach- tet man das in Warendorf? Ja, das ist richtig. Man muss sich das aber auch genauer anschauen. Andere Länder sind nicht immer vergleichbar. In Frankreich kostet zum Beispiel die Jahresturnierlizenz viel mehr als bei uns. Sie selbst organisieren ja auf dem Mannhei- mer Maimarkt seit vielen Jahren ein großes Turnier. Teilen Sie die Meinung vieler Veran- stalter, dass alles komplizierter und teurer wird? Ja, das stimmt auch. Aber da muss man sich anschauen, wie sich gesetzliche Vorgaben, aber auch die Bedürfnisse verändert haben. Nicht an allem ist die FN schuld. Zum Bei- spiel bei der Stallsicherheit, der Tierarztver- sorgung, dem Sanitätsdienst, das sind Vor- gaben. Andere Themen, wie zum Beispiel Tierwohl und Transparenz, bestimmen un- ser Bild in der Öffentlichkeit. Wir können es uns zum Beispiel nicht leisten, an Stewards zu sparen, finde ich. Erklären Sie bitte mal in kurzen Sätzen die positive Wirkung der FN auf Turniere? Wenn wir das Kulturgut Pferd und unseren Sport erhalten wollen, brauchen wir einen starken Verband, der dafür die Basis schafft. Da müssen Strukturen geschaffen werden, die das möglich machen. Das regelt sich nicht von alleine. Und ich glaube nicht, dass der öffent- liche Druck auf den Reitsport kleiner wird. Im ganzen Land nehmen die Starterzahlen ab, haben Sie dagegen ein Rezept? Wenn ich das hätte, würde ich es teuer ver- kaufen. Aber im Ernst, das ist ein Problem mit vielen und vielfältigen Ursachen. Da spielt vieles hinein, das veränderte Freizeit- verhalten und die Einstellung zum Leis- tungssport generell. Ich bin davon über- zeugt, gute Arbeit in den Vereinen bindet an den Sport. Da dürfen wir nicht nachlassen. Das Interview führte Roland Kern Peter Hofmann über das Ansehen und die Gebüh- ren der FN, die Sorgen der Turnierveranstalter und den deutschen Turniersport im internationalen Vergleich „ Es muss eine Klammer geben“ Foto: TOMsPic

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