REITERJOURNAL-EXTRA 2022 - Donnerstag

Seite 22 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 10. November 2022 Carla Hanser: Diese Systeme sind grundsätzlich sicher eine gute Sache. Die Sicherheit in unserem Sport wird immer wichtiger. Allerdings mag ich persönlich manche offenen MIMSprünge im Gelände nicht so gern. Ich denke, viele Hindernisse können auch ohne MIM sicher gebaut werden. Wenn ein MIM-System allerdings zum Beispiel in einem Tisch verbaut ist, finde ich das sehr sinnvoll. Ich würde einiges also auch von der Art der Hindernisse abhängig machen. Darauf sollte vermehrt ein Fokus liegen. Ein Problem ist oft auch die korrekte Anbringung des Systems am Hindernis selbst. Die Hindernisrichter müssen zuverlässig erkennen, ob ausgetauscht werden muss oder nicht. Hier könnten intensivere Schulungen helfen. Rüdiger Rau: Zunächst muss gesagt werden, dass alles, was der Sicherheit dient unserem Sport zu Gute kommt. Die MIM-Systeme sind dabei sicherlich ein guter Ansatz, aber noch lange nicht ausgereift. Es kann nicht sein, dass bei einem leichten Touchieren, das nie zu einem Sturz geführt hätte, das System ausgelöst wird. Das bedeutet im Klartext, es müssen noch weitere Untersuchungen gemacht werden, damit es zu einem schlüssigen Ergebnis für den Reiter, aber auch für den Zuschauer kommt. Ein möglicher Ansatz wäre es meiner Meinung nach, einen Experten direkt am Sprung entscheiden zu lassen, ob ein Touchieren zum Sturz geführt hätte und entsprechend sollte die Punktevergabe angesetzt werden. Null oder vier, aber elf Punkte sind eine zu harte Bestrafung. Frage des Tages: Foto: Waldenmaier Joachim Jung: Bisher gibt es auf dem Markt kein wirklich ausgereiftes System. Beim MIM-System haben wir immer wieder die Situation, dass es zu starken Rumplern kommt und dennoch nicht ausgelöst wird. Dann gibt es die wünschenswerte Situation, dass bei einem starken Kontakt ausgelöst wird und so aller Wahrscheinlichkeit nach ein Sturz verhindert wurde. Es kann allerdings auch passieren, dass es zur Auslösung kommt, das Pferd aber ganz normal weiter galoppiert und es wohl nicht zum Sturz gekommen wäre. Dafür werden dann Strafpunkte angerechnet. Die gerechteste Lösung wäre meiner Ansicht nach, dass keine Strafunkte vergeben werden, außer in Extremsituationen, in denen ganz eindeutig ein Sturz vermieden wurde – das müssten dann die Experten vor Ort entscheiden. Foto: TOMsPic Anna Siemer: Mir ist es selbst schon passiert, dass das MIM-System trotz minimaler Berührung ausgelöst hat und ich deshalb in einer Vier-Sterne-Prüfung nicht platziert war. Ich bin dennoch in jedem Fall für die Sicherheit im Sport, es dürfen keine schlimmen Unfälle passieren. Wenn das System fünfmal falsch auslöst, aber ein ganz schlimmer Sturz verhindert werden kann, hilft es trotzdem. Aber es sollte noch verbessert werden. Eventuell könnten die Fähnchen an dem System anders farblich markiert werden, damit der Hindernisrichter besser erkennt, wann es ausgetauscht werden muss. Foto: TOMsPic Foto: TOMsPic Wie können abwerfbare Hindernis-. Systeme künftig im Vielseitigkeitssport. noch zielführender eingesetzt werden?. Abwerfbare Hindernis-Elemente im Gelände sorgen seit einigen Jahren für zusätzliche Sicherheit im Vielseitigkeitssport. So führt beim häufig eingesetzten MIM-System ein auslösender Clip dazu, dass bei einer bestimmten Krafteinwirkung der obere Teil des Sprungs nach hinten unten wegklappt, wodurch unter anderem gefürchtete Rotationsstürze verhindert werden sollen. Dennoch sorgt der Einsatz der abwerfbaren Elemente aus verschiedenen Gründen immer wieder für Diskussionen. So entbrannte beispielsweise bei den Olympischen Spielen in Tokyo nach der mehrfachen Auslösung des Systems eine Debatte und auch aktuell, im Rahmen des CCI5* von Pau kam es zu Diskussionen.

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