REITERJOURNAL-EXTRA 2022 - Donnerstag

Donnerstag, 10. November 2022 Rei ter journal -Ext ra Seite 27 band geleitet. Das macht furchtlos. Von 2005 bis 2021 hat Breido Graf zu Rantzau die deutsche Reiterei geführt. Der Mann von der Küste musste sich als Kapitän in schwerer See erweisen, als Fels in der Brandung. Es waren 16 Jahre des Wandels nach zuvor fetten Jahren des Wachstums. Der Fels in der Brandung Vieles wurde schwieriger, einige Themen im Pferdesport zentral, die es vorher nicht gab – oder von denen man in Warendorf nichts wissen wollte: Doping und Medikation, zunehmend aggressive Tierschutz-Organisationen, parallel das sportliche Aufschließen anderer Nationen zur deutsch geprägten Weltspitze (zumindest in Dressur und Springen), ein gesellschaftlicher Wandel, der Leistungssport mit Tieren zunehmend kritischer sieht. Er verfolgte das alles, während sein Kampfgeist zu schwinden begann. Auch ohne seine Krankheit hätte der Graf sein Amt in andere Hände gelegt, wohl wissend, dass ihm von Grund auf der Zugang zu dieser Kritik und zu diesem Wandel fehlte. Es ging ihm doch stets um das Pferd, nie um Politik. Ein guter Präsident war zu Rantzau, wenn er sich auf seinen gesunden Menschenverstand verließ. Und sich nicht verbog, wie damal s Ein Pferdemann, nicht ohne Selbstzweifel Der FN Ehrenpräsident und Ehrenvorsitzende des Holsteiner Verbandes Breido Graf zu Rantzau ist vor wenigen Tagen gestorben – er war Zucht und Sport gleichermaßen verbunden. nach den Olympischen Spielen von Hongkong, als er zuließ, dass seine FN gegen ihren eigenen Reiter Christian Ahlmann härter vorging als andere Federationen. Er hat lange und oft davon erzählt, wie er das bereut hat. Breido Graf von Rantzau war ein Präsident vom nördlichsten Zipfel der Republik mit einem wertschätzenden Blick auf die Reiterländer des Südens. Auf seinen Freund Peter Hofmann, den Mannheimer Reiterpräsidenten, hörte er gerne und oft. Sie waren Wegbegleiter. „Breido war ein großartiger Pferdemann. Er war in allen Sätteln gerecht, im Sport, in der Zucht und auch in der Verbandspolitik. Er hatte immer das Ziel im Auge, immer geradeaus, nie nachtragend. Das Pferd stand für ihn immer im Mittelpunkt. Ich habe einen Freund verloren, den ich nicht vergessen werde“, beschrieb Peter Hofmann den herben Verlust. Die Pferde-Medien des Südens, Matthaes Medien und besonders Verleger und Herausgeber Hugo Matthaes verlieren einen wahren Fan. Das Reiterjournal von ganz im Süden der Republik gehörte zu seiner Pflichtlektüre. „Ihr seid mehr als ein Regionalmagazin“, so schrieb er Verlag und Redaktion ins Stammbuch. Vor zwei Jahren zum 40-jährigen Bestehens gratulierte er mit diesen Worten: „Das Reiterjournal hat sich einen herausragenden Ruf erworben. Stets aktuell und informierend sowie auf höchstem fachlichen Niveau, lobend, wo Lob angebracht und konstruktiv kritisch, wo Kritik notwendig ist, ist das Magazin zu meinem unverzichtbaren Begleiter geworden.“ Wir hätten diesen Mann noch gerne eine ganze Weile begleitet. Roland Kern Er war ein Mann, der in keine Schublade passte. Breido Graf zu Rantzau war von altem Holsteiner Adel, aber so bodenständig wie wenig andere Menschen. Er war auf den ersten Blick kein herzlicher Mensch, aber dann – wenn er Vertrauen gefasst hatte – sehr empathisch und neugierig auf seinen Gesprächspartner. Konservativ bis in die Knochen, aber stets auf der Suche nach neuen Lösungen. Scheinbar selbstbewusst, aber immer wieder voller Selbstzweifel, mit denen er offen umging. Er stammte aus dem Land zwischen den Meeren, von dem es manchmal heißt, auch die Köpfe der Menschen seien von diesen Grenzen geprägt. Weit gefehlt. Breido Graf zu Rantzau, der vielleicht prägendste aller bisherigen Präsidenten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, war vor allem eins: ein Pferdemann. Züchter, Reiter, als Funktionär mehr ein Macher und Ärmelhochkrempler als ein Verwalter oder Repräsentant. Vor wenigen Tagen ist er seinem quälenden Krebsleiden erlegen. Die Krankheit hatte ihm sichtbar zugesetzt, aber er blieb tapfer und klaglos bis zuletzt. Die Reiterwelt trauert um eine Persönlichkeit. Hier beim German Masters-Turnier, aber noch lange auf den Reitplätzen dieses Landes. Als Verbandspräsident war er deshalb so stark, weil er sich fachlich von niemandem etwas sagen lassen musste. Er hatte Championate geritten und erfolgreiche Sportpferde gezüchtet, BWL studiert und erfolgreich einen Hof geleitet. Er war ein Praktiker und ist es im Amt immer geblieben. Bevor er an die Spitze der FN gewählt wurde, hatte er über 20 Jahre lang den Holsteiner ZuchtverFoto: Lafrentz

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