ihrem Papa „geliehene“ Springpferd. Alles in allem hatte Vicky schnell eine starke Truppe für ihre ersten Turnierstarts in Reiterwettbewerben im Viereck sowie Parcours zusammen. Bis heute ist es Vicky wichtig, dass sie in beiden Disziplinen aktiv sein kann. Denn nur Dressur ist einfach zu langweilig. „Vickys Schwäche ist, dass sie teilweise ungeduldig ist“, beschreibt ihre Mutter Heike Rohrmuss grinsend. Für die U25-Reiterin muss immer etwas geboten sein und gleichzeitig ist ihr Ehrgeiz sowie ihre gewisse Ungeduld auch eine Stärke, die man im Sattel ihres Ponys auch benötigt. Ihr Weg endete nicht, wie bei vielen Ponys, in Pony-FEI-Prüfungen. Die junge Dame probierte so einiges aus und erkannte, dass in Zwerg noch viel mehr steckt. Nach etlichen Platzierungen in M- und S-Dressuren folgte der Umstieg in die Drei-Sterne-Klasse, was natürlich nicht nur für positive Stimmen sorgte. Das Größenverhältnis von Zwerg und Vicky sowie ein Pony in der Drei-Sterne-Klasse – das ist nur ein Ausschnitt der Diskussionen, die Victoria Rohrmuss jedoch nicht runterziehen, sondern vielmehr Ansporn geben. „Ich lache mittlerweile über solche Kommentare und möchte die Kritiker dann lieber vom Besseren überzeugen“, beschreibt die Studentin für Produktdesign in Schwäbisch Gmünd. Hinzu kam ein weiteres einschneidendes Ereignis: die schlimme Krebserkrankung ihrer Mutter. Eine Zeit, in welcher die Familie noch enger zusammenrückte. Denn Chemo und Corona passen nicht gut zusammen. „Für mich war es sehr schwierig, dass ich mich nicht mit meinen Freunden treffen konnte. Die Pferde haben mir in dieser Zeit den größten Halt gegeben“, beschreibt die immer positiv eingestellte Victoria Rohrmuss, die während der Erkrankung jegliche Aufgaben im Stall übernahm. „Ich habe mir immer gedacht, dass es jetzt eine blöde Zeit ist, aber auch wieder bessere Zeiten kommen werden“, erläutert Victoria Rohrmuss ihre Einstellung, die ihr auch zu Beginn des Jahres beim Auswahllehrgang zum Piaff-Förderpreis half. „Als ich die vielen tollen Paare sah, habe ich mir schon gedacht, was ich hier mit meinem Zwerg mache“, blickt die heutige Finalistin zurück. Doch Zwerg und seine Reiterin lieferten ab und sicherten sich mit dem Bundestrainer der U25-Reiter Sebastian Heinze einen neuen Fan. „Für mich ist es der schönste Erfolg, dass Vicky mit ihrem Zwerg in dieser Liga mithalten kann“, beschreibt Heike Rohrmuss, die im Alltag das Training überAls IWEST-Cup-Finalistin saß Victoria Rohrmuss 2019 auf der Stuttgarter Tribüne, schaute beim Finale des Piaff-Förderpreises zu und setzte sie sich ihr nächstes Ziel: Im Sattel ihres Corelli de Luxe, aufgrund seiner Ponygröße liebevoll Zwerg genannt, wollte sie schon bald den Finalisten im Piaff Förderpreis angehören. Heute gibt sie selbst zu, dass es an ihrem damaligen kindlichen Vorstellungsvermögen gelegen haben muss. Natürlich reitet sie in diesem Jahr als einer der U25-Finalistinnen ins Stuttgarter Viereck ein. Doch ganz so leicht zeigte sich der Weg dorthin nicht. Zwergs Größe, die dünne Luft im Spitzensport und die Krebserkrankung ihrer Mutter stellten Hürden dar. Doch von Anfang an . . . Das Reiten wurde Victoria Rohrmuss quasi in die Wiege gelegt. Ihre Mutter ist Berufsreiterin, ihr Vater ein passionierter Springreiter und die Pferde stehen am Haus. So war es nicht verwunderlich, dass Vickys „reiterliche“ Karriere schon im zarten Alter von zwei Jahren begann, als sie beim „Pampersvoltigieren“ auf dem Gestüt Birkhof mitmachte. Das wurde ihr schnell zu langweilig und so schnappte sie sich die Großpferde ihrer Mutter. Hinzu kam ein Kommunionsgeschenk, die Ponystute Lilly, sowie das von Wahre Familiensache: Heike und Axel Rohrmuss sowie Victoria Rohrmuss (l.) (v. l. n. r.) mit Corelli de Luxe Victoria Rohrmuss (m.) und ihr „Zwerg“ kennen sich in- und auswendig. Einmal in der Woche holt sie sich bei Ann-Kathrin Lindner den Feinschliff. (u. r.) Seite 30 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 10. November 2022 Trübsal blasen gibt’s nicht Victoria Rohrmuss und ihr „Zwerg“ zählen zu den Finalisten im Piaff-Förderpreis. Doch bis dahin musste Vicky so einige Hürden überwinden. Fotos: TOMsPic
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