Seite 32 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 11. November 2022 Als Marcus Döring im April zum ersten Mal ein deutsches Nationenpreisteam betreute, da war es ein Einstand nach Maß. Es war in Mannheim auf dem Maimarkt, und der Mannheimer Reiterpräsident Peter Hofmann hatte den Nationenpreis der EEF-Serie ins Land geholt. Wie man weiß, endete der Wettbewerb aus deutscher Sicht erfolgreich. Knapp und auf den letzten Metern von der Schweiz geschlagen, belegte ein junges deutsches Team Rang zwei. Besonders in Erinnerung sind die Bilderbuchritte von Sophie Hinners auf ihrem Hengst Million Dollar, die mit Doppel-Null wesentlich zum Erfolg des deutschen Teams beitrug. Vor allem aber: Dieser „kleine“ Nationenpreis über 1,45 Meter hohe Hindernisse war von einem spürbaren Teamgeist geprägt. Dahinter stand vor allem ein Mann: Marcus Döring. Mannheim war der Auftakt in die Freilandsaison und somit Dörings erster großer Einsatz als Co-Bundestrainer. Kurz zuvor hatte er Heinrich-Hermann Engemann als zweiten Mann neben Bundestrainer Otto Becker abgelöst. Heiner Engemann wurde zum Nationaltrainer von Kolumbien berufen. Döring (48) ist seither Teil der „Mission 2024“, wie die deutschen Reiter ihren Blick auf die nächsten Olympischen Spiele nennen. Döring ist im Team der einzige Trainer, der eine doppelte Aufgabe wahrnimmt. Denn schon seit 2014 ist er auch Disziplintrainer Springen der deutschen Vielseitigkeitsreiter. Und es ist durchaus auffällig, wie gut seine Schützlinge im entscheidenden Springen jeweils sind. Die Verbandsarbeit beschäftigt ihn so sehr, dass Döring jetzt seinen eigenen Ausbildungsstall im westfälischen Espelkamp aufgegeben hat, um sich ganz seinen beiden Verbandsjobs zu widmen. Zwei- bis dreimal in der Woche fährt er in die Warendorfer Trainingszentrale, um dort die „Buschpferde“ über Stangen zu trainieren. Marcus Döring ist einer der versiertesten Ausbilder des Landes. Interessanterweise suchte er schon immer die Nähe zu Verbänden. Schon seinen Zivildienst absolvierte er an der Westfälischen Reit- und Fahrschule, dann bildete er im Dienste des Nordrhein-Westfälischen Landgestüts zahlreiche Hengste aus. Als Heimtrainer von Sandra Auffahrt machte er sich im „Busch-Lager“ einen Namen. Es ist kein Geheimnis, dass Döring der „Wunsch-Co“ von Chefbundestrainer Otto Becker war, der sich ebenfalls für die „Mission“ verpflichten ließ. Wie schon Heiner Engemann ist Döring ein Pferdemann mit großem Sachverstand und wenig Lust, sich in die Öffentlichkeit zu drängen. Ihm geht es um die Reiter und um die Pferde; nicht um die Show. Darin ist er dem Chef-Bundestrainer sehr ähnlich. „Wir sind ein gutes Team und ergänzen uns gut“, bestätigt Döring. Dass es in der ersten gemeinsamen Saison rein sportlich nicht so gut läuft, will er so allerdings nicht stehenlassen. Das medaillenlose Abschneiden der deutschen Reiter bei der Weltmeisterschaft in Herning ist für ihn kein Beinbruch. „Wir waren nah dran, am Ende war es einfach Pech“, beschreibt er, „es wäre was drin gewesen.“ Dass der Mann an Beckers Seite einen Fokus besonders auf die jungen Leute legt, wie Sophie Hinners und Kendra Brinkop, die ebenfalls in Mannheim zum Nationenpreisteam gehörte, ist Teil des Plans. Denn ihm kommt auch noch mehr die Rolle des „Aufspürers“ und Talentförderers zu. Denn nach der „Mission Paris 2024“ kommt die „Mission Los Angeles 2028“ schneller, als man vielleicht denken mag. Roland Kern Der doppelte Döring Marcus Döring ist der einzige Coach der „Mission 2024“, der in zwei Disziplinen trainiert – ein Pferdemann aus Westfalen. Foto: TOMsPic
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