Seite 34 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 11. November 2022 Als Simone Pearce vor einigen Jahren ihrer Heimat Australien den Rücken zukehrt, ist sie gerade einmal 18 Jahren alt. Frisch volljährig, nur mit 500 Euro und einem Prepaid-Handy in der Tasche machte sie sich damals auf den Weg nach Europa, um den Traum von den Pferden zu leben. Simone Pearce nahm sich eine kleine Auszeit vom Studieren, es sollte eine längere werden, eine, die ihr ganzes Leben verändert noch dazu. Simone Pearce wuchs in ihrer Kindheit auf der Schaf- und Rinderfarm ihrer Eltern im australischen Outback auf, inmitten von tausenden Hektar Land. Gegebenheiten, „die man sich hier in Deutschland kaum vorstellen kann“, schmunzelt Simone Pearce, als wir sie in diesen Tagen auf dem Turniergelände der Stuttgart German Masters treffen. Es ist fast schon etwas bizarr, als wir mit der jungen Simone Pearce zog von Australien nach Europa – sie war 18 Jahre alt, hatte 500 Euro in der Tasche und ein Prepaid-Handy. Dressurreiterin, die mittlerweile in der Nähe von Berlin beheimatet ist, durch den urbanen Neckarpark schlendern und sie zeitgleich von ihrer Jugend als waschechtes Cowgirl erzählt: „Die Pferde waren schon immer ein fester Bestandteil meines Lebens, auch wenn sie auf unserer Farm eher für die Arbeit eingesetzt wurden.“ Doch ein paar Sportpferde haben dennoch ihre Heimat auf der elterlichen Farm gefunden. Pearces Vater Chris ist selbst erfolgreicher Springreiter, vertrat die dortigen Landesfarben bis auf Weltcup-Niveau. Auch Simone fand schnell Gefallen am Pferdesport und der Szene dahinter. „Als Kind habe ich die Olympischen Spiele der Dressurreiter verfolgt und zu meiner Mutter gesagt, da mache ich mal mit!“, erinnert sich Simone Pearce lachend zurück, schließlich war sie bis dato noch nie eine Dressuraufgabe geritten. Der olympische Traum ließ die junge Pearce nicht los. Um ihm einen großen Schritt näher zu kommen, wusste sie, muss sie den Weg nach Europa wagen. In Europa angekommen zog es Simone Pearce zunächst nach Deutschland. „Ich wusste nicht, wo ich hinsollte, ich klopfte wortwörtlich an Türen und schaute einfach, wohin mich die Reise trägt“, erinnert sich die Chefbereiterin des Gestüts Bonhomme. Als Pflegerin oder „working student“ begann Simone Pearce ihren Werdegang. Mühsam arbeitete sie sich Stück für Stück nach oben, Zwischenstationen in Belgien und Holland kennzeichnen ihre Laufbahn, bevor sie in Deutschland vom Gestüt Sprehe angeheuert wird. Hier kommt sie erstmals mehr zum Reiten, reitet junge Pferde ein und bildet Verkaufspferde aus. Hier lernt sie auch den dänischen Unternehmer und Ausbilder Andreas Helgstrand kennen. Er kaufte damals einen Hengst und machte Simone Pearce das Angebot, ihn weiter in seinen Diensten zu reiten, allerdings in Dänemark. „Eine einmalige Chance, die ich wahrnehmen musste, auch wenn ich mich rückblickend gesehen nicht zu 100 Prozent mit den Gegebenheiten vor Ort identifizieren konnte“, beschreibt Pearce. Die Zeit im Stall Helgstrand ANGEKOMMEN Mit Fiderdance vertrat Simone Pearce ihr Heimatland bei den Weltmeisterschaften. Foto: Lafrentz
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