REITERJOURNAL-EXTRA 2022 - Samstag

Seite 16 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 12. November 2022 Das Jahr 2022 war mehr als erfolgreich für Jolie Kühner. Die 13-Jährige konnte zu Beginn ihren Titel der Bundesnachwuchschampionesse von 2021 verteidigen und gewann als Sahnehäubchen die Einzel-Goldmedaille bei der Deutschen Meisterschaft der Pony-Springreiter in Verden. Den achtjährigen Ponyhengst Del Piero II hatte sie da gerade erst zehn Monate unterm Sattel. Es hat direkt gepasst. In Stuttgart reitet sie mit dem Schimmel die FEI Pony Trophy. „Mal schauen, wie er hier in der Halle geht“, sagt sie zurückhaltend. „Aber eigentlich hat er damit keine Probleme.“ Gemeinsam mit ihrem Papa Max Kühner in der Schleyerhalle zu sein, ist für beide etwas Besonderes. Meistens sind sie sportlich getrennt unterwegs. Bei ihren pferdebegeisterten Eltern – ihre Mutter Liv reitet Dressur – ist es kein Wunder, dass auch Jolie schon früh im Sattel saß. Im Alter von drei Jahren schnupperte sie zum ersten Mal Turnierluft – bei einem Führzügelwettbewerb mit ihrem Pony Peggy. Den Führstrick hatte natürlich Papa in der Hand. „Das war auf der Pferd International und es hat furchtbar geregnet“, erinnert sich die 13-Jährige. „Ich fand das so schlimm, dass ich irgendwann geweint habe und nur noch rausreiten wollte.“ Inzwischen hat Jolie kein Problem mehr Mit einer Prise Pfeffer und ganz viel Liebe Schon mit ihren jungen 13 Jahren beweist Jolie Kühner Nerven wie Drahtseile im Parcours. Ihr Vater Max hat daran einen entscheidenden Anteil. mit den Wetterbedingungen – bewiesen in Verden. Dort hat es am Schlusstag der DM wie aus Eimern geschüttet, die Prüfung wurde sogar verkürzt. Der Springplatz ein einziger See – Jolie ließ sich davon nicht beeindrucken und legte eine fehlerfreie Runde hin. Ihre guten Nerven kommen nicht von ungefähr. Papas Trainingsmethoden – er bevorzugt manchmal etwas erschwerte Bedingungen – haben sicherlich viel dazu beigetragen. „Früher hat er immer mal wieder im Training ganz schnell die Sprünge höher gemacht, um Druck aufzubauen“, erzählt sie. Ihr Papa ergänzt: „Da sind auch mal Tränen geflossen.“ Heute kann Jolie drüber schmunzeln. „Es hat mich stärker gemacht, souveräner. Ich verstehe schon, dass er das aus einem ganz bestimmten Grund gemacht hat.“ Inzwischen bringt sie nichts mehr so schnell aus dem Gleichgewicht. „In unserem Sport muss man sich den Dingen stellen“, sagt Max Kühner. „Mit dem Druck und Anspruch muss man umgehen können, wenn man er folgreich sein will.“ Unterdessen ist ihm auch die vielseitige Au s b i l d u n g wichtig, er legt viel Wert auf die dressurmäßige A r b e i t . Jolie konnte bereits ein paar Ranglistenpunkte in der Dressur sammeln. „Ich finde, Del Piero II kann auch ganz gut Dressur gehen“, ist sie überzeugt. In Stuttgart hat Max Kühner trotz allem eher die Papa- als die Trainerrolle. „Ich helfe ihr natürlich bei der Vorbereitung“, sagt er und gibt zu, dass er bei aller Lässigkeit durchaus nervös ist, wenn Jolie in den Parcours reitet. Ansonsten fallen eher die Kommentare, die sich wohl alle Kinder von ihren Eltern anhören müssen. „Du musst noch etwas essen, nimm dir jetzt ein Brötchen mit“, fordert der 48-Jährige seine Tochter auf, die sich widerstrebend Papas Wunsch fügt. Ob die Nachwuchsreiterin doch etwas nervös ist und ihr das auf den Magen schlägt? „Ich bin innerlich schon aufgeregt, aber verstecke es, damit ich mich besser fokussieren kann“, gibt sie zu. Ganz nach dem Vorbild ihres Vaters: „Er ist sehr diszipliniert und weiß, was er will. Ich schätze seine Zielstrebigkeit“, sagt sie. Kritikpunkt? „Multitasking kann er nicht. Wenn er am Handy ist, kann ich rufen, so laut ich will und er hört nichts“, verrät sie und lacht. Mit Kritik seiner Tochter kann Max Kühner glücklicherweise gut umgehen. „Wenn ich im Stechen zu langsam bin und einen Galoppsprung hätte weniger machen können, bekomme ich erstmal einen ordentlichen Anschiss, wenn ich nach Hause komme“, weiß er. Jolie Sie necken sich gerne: Jolie Kühner und Papa Max Foto: TOMsPic

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