REITERJOURNAL-EXTRA 2022 - Sonntag

Seite 10 Rei ter journal -Ext ra Sonntag, 13. November 2022 Einen eigenen Namen machen Ist man der Sohn eines der erfolgreichsten Springreiter Deutschlands, so müsste der Weg in den Reitsport automatisch vorgegeben sein. Bei Gerrit Nieberg war das jedoch keineswegs der Fall. Der Große Preis von Aachen – es ist weltweit eine der prestigeträchtigsten Prüfungen und ein Sieg ist der Traum aller. In diesem Jahr schafften es nur fünf Reiter ins Stechen, darunter auch Vorjahressieger Daniel Deußer. Das Ende kennen wir wohl alle: Mit einem „besonderen“ Weg zur Kombination des Stechens ritten die Außenseiter Gerrit Nieberg und Ben allen davon und erfüllten sich damit einen Lebenstraum. Mittlerweile hat Gerrit Nieberg diesen Sensationserfolg realisiert. Mit dem Erfolg stand er plötzlich im Mittelpunkt der Medienaufmerksamkeit, was den 29-Jährigen nicht unter Druck setzt. Während das „normale“ Leben weitergehen soll, genießt er diese Aufmerksamkeit und möchte dennoch schon gar nicht als etwas Besonderes behandelt werden. Solch eine besondere Rolle übernimmt der Pferdewirtschaftsmeister als Sohn des Olympiasiegers Lars Nieberg sowieso schon. „Das ist der Sohn von…, ich habe schon das Gefühl, dass ich mit den Erfolgen meines Vaters verglichen werde und es ist natürlich auch mein eigener Anspruch, solch eine Erf o l g s g e - schichte hinzubekommen und mir meinen eigenen Namen zu machen “, beschreibt Gerrit Nieberg. Aachen hat hierbei sicherlich etwas geändert. Doch wer jetzt davon ausgeht, dass die beiden ein schlechtes Verhältnis haben, liegt ziemlich falsch. Beide Söhne leben und arbeiten auf Gut Berl im westfälischen Sendenhorst, wo Vater Lars Nieberg die Gestütsleitung bildet und Gerrit sowie Max Nieberg als Bereiter angestellt sind. Eigentümer ist der Unternehmer und ehemalige Springreiter Hendrik Snoek. Der Reitsport ist Familiensache. So trainieren sich die Niebergs gegenseitig, wobei es nur selten Probleme mit dem Haussegen gibt, und das, obwohl sie jeden Tag miteinander verbringen. Im Alltag reitet das Mitglied des Olympiakaders im Durchschnitt zehn bis zwölf Pferde. Wenn neben dem Reiten „pferdefreie“ Zeit übrigbleibt, nimmt er sich Zeit für seine Freundin oder es geht zum Pokerabend mit Freunden. Den beiden Brüdern wurde das Reiten wahrlich in die Wiege gelegt, und dennoch sah es lange so aus, dass die Ära Nieberg im Springsport nach Lars Nieberg abbricht. „Früher hat mich Fußball spielen einfach mehr interessiert. Erst als ich 13 Jahre alt war, habe ich das Reiten mal ausprobiert. Nach einer Woche habe ich direkt meinen Berufswunsch festgelegt. Ich wollte auch Bereiter werden“, blickt Gerrit Nieberg zurück. Obwohl die Pferde für ihn plötzlich an erster Stelle standen, ließen es die Niebergs langsam angehen. Die Schule hatte Vorrang und der Turniersport war erstmal zweitrangig. So waren Deutsche Jugendmeisterschaften oder der Preis der Besten für Gerrit Nieberg nie ein Thema. Nach der Schule gab es mit seinen Eltern eine „besondere“ Einigung. „Falls es mit dem Reiten nicht klappen würde, sollte ich erst einmal eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten machen. Es schadet ja auch nicht, sich damit auszukennen“, beschreibt Gerrit Nieberg augenzwinkernd. Das war jedoch gar nicht sein Ding und dennoch schloss er die Ausbildung gewissenhaft und zuverlässig, wie man es von ihm bis heute kennt, ab und startete direkt danach beim DOKR in Warendorf mit einer Ausbildung zum Pferdewirt. Fotos: TOMsPic

RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=