Seite 22 Rei ter journal -Ext ra Sonntag, 13. November 2022 „Embassy springt immer mit“ Der Springreiter Hans-Dieter Dreher spricht über seinen Anspruch an den Umgang mit den Pferden, die Entwicklung des Reitsports und sein Herzenspferd Embassy. Wie läuft es für Sie in Stuttgart? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Leistung? Ich bin sehr zufrieden. Meine Pferde springen hervorragend. Der zehnjährige Cous Cous wächst hier langsam in die schweren Springen hinein. Ich habe ihn erst seit etwa fünf Monaten unter dem Sattel und er entwickelt sich toll. Er hat sehr viel Herz und erinnert mich sehr an Embassy. Embassy genießt seine sportliche Rente, aber er springt trotzdem noch innerlich mit, wenn Sie auf den Turnieren starten? Embassy war und ist das besondere Pferd für mich. Er hat gekämpft wie ein Löwe und immer alles gegeben. Auch wenn ich als Berufsreiter viele tolle Pferde reiten darf, wird er wahrscheinlich immer die Nummer eins bleiben. So ein Pferd trifft man glaube ich nur einmal im Leben. Leider hat es im BW-Bank Hallenchampionat nicht für das Stechen gereicht … Ja, das war wirklich schade. Prinz ist schon in der ersten Runde fantastisch gesprungen. Im Finale kamen wir etwas groß über die Mauer und ich konnte ihn danach nicht mehr richtig zurückführen. Dadurch ist der Fehler entstanden. Natürlich wäre es toll gewesen, wenn er hier zum dritten Mal gewonnen hätte. Aber er war in den vergangenen Wochen nicht so gut drauf, deshalb bin ich ihn nur kleinere Springen geritten, um ihm das Vertrauen und die Motivation zurückzugeben. Hier hat er gezeigt, dass er wieder ganz der alte ist und das macht mich einfach sehr glücklich. Daher kann ich ganz klar sagen: Die Freude überwiegt. Ihnen ist sehr wichtig, dass die Pferde ausgeglichen und zufrieden sind. Wie schaffen Sie das? Nur wenn die Pferde zufrieden sind, können sie wirklich Höchstleistungen erbringen. Kein Pferd, das sich nicht wohlfühlt, wird mit mir erfolgreich über 1,60 Meter springen. Die Pferde kann man nur motivieren, indem man sich optimal um sie kümmert und sie so artgerecht wie möglich hält. Bei uns sind die Pferde alle regelmäßig auf der Weide und können sich frei bewegen. Außerdem stehen alle in Paddockboxen, da muss keines die Wand anschauen. Sie können die Umgebung beobachten und sich immer an der frischen Luft aufhalten. Die Diskussionen um den Pferdesport nehmen nicht ab, wie gehen Sie damit um? Ich denke, wir sind auf einem guten und richtigen Weg. Ich persönlich gestalte meine Arbeit mit den Pferden sehr transparent. Bei mir dürfen Besucher jederzeit zuhause in den Stall, die Halle oder auf den Platz kommen und beim Training und dem täglich Umgang mit den Pferden zuschauen. Ich habe nichts zu verheimlichen. Das halte ich für das Allerwichtigste: offen mit den Menschen umzugehen. Das gestalten wir ja auch auf den Turnieren so. Die Abreiteplätze sind alle frei zugänglich, sodass die Zuschauer sehen, wie wir mit den Pferden arbeiten und sie vorbereiten. Wichtig zu sagen finde ich auch, dass viele Sportpferde sehr natürlich gehalten werden. Selbst der Weltmeister King Edward geht beispielsweise barhuf. Hier in Stuttgart sind auch die Nachwuchsreiter am Start. Wie wichtig ist die Nachwuchsförderung für Sie? Ich habe selbst einen dreizehnjährigen Sohn, Ben, der begeistert Springen reitet. So oft wie möglich trainieren wir zusammen und fahren gemeinsam zu Turnieren. Er hat unglaublich viel Spaß daran und deshalb fördere ich ihn sehr gerne. Ich finde es allerdings wichtig, das nicht zu erzwingen. Unser älterer Sohn reitet beispielsweise nicht und das ist absolut in Ordnung. Generell ist die Nachwuchsförderung sehr bedeutend, wir brauchen den Nachwuchs für unseren Sport. Leider habe ich selbst keine Zeit, weil ich dafür zu häufig auf den Turnieren unterwegs bin und die wenige freie Zeit dann mit meiner Familie verbringen möchte. Das Interview führte Maria Jürgens. Foto: TOMsPic Zuhause in seinem Stall ist jeder willkommen: Hans-Dieter Dreher ist der offene Umgang mit den Menschen wichtig.
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