REITERJOURNAL-EXTRA 2022 - Sonntag

Seite 36 Rei ter journal -Ext ra Sonntag, 13. November 2022 Seit über 20 Jahren unterstützt sie Isabell Werth, selbstverständlich ist sie auch in der Stuttgarter Schleyer-Halle mit dabei. Madeleine Winter-Schulze ist stolz auf ihre „Jockeys“, wie sie ihre Reiter liebevoll nennt. „Isabell ist einfach die beste Reiterin der Welt für mich“, sagt sie und strahlt. „Und hier herrscht so eine fantastische Atmosphäre.“ Natürlich sind auch einige ihrer Springpferde am Start. Mit jedem fiebert sie mit, beobachtet wachen Blickes. Etwa 50 Pferde besitzt sie derzeit, jeweils zehn bei Isabell Werth und Ludger Beerbaum. Außerdem einige Zuchtstuten und Fohlen sowie Rentner auf ihrem eigenen Hof in der Wedemark vor den Toren Hannovers. Eines der prominentesten ist der Holsteiner Cash, der unter Marco Kutscher erfolgreich war. 29 Jahre alt ist er inzwischen und damit der älteste Senior im Stall. Auch er genießt seine Rente im Offenstall: „Die Pferde können rein und raus, wie sie möchten“, erzählt die Mäzenin. „Bewegung ist wichtig – für die Pferde und für uns Menschen“, sagt die 81-Jährige und schmunzelt. Ruhe liegt ihr nicht. „Ich muss immer unterwegs sein und etwas tun“, gibt sie lachend zu. Wenn mitten in der Nacht eine Stute Wehen bekommt, lässt sich Madeleine Winter-Schulze selbstverständlich wecken. „Natürlich will ich dabei sein, wenn die Fohlen auf die Welt kommen, egal zu welcher Uhrzeit.“ Ihre Pferde sind wie ihre Kinder – wenn sie über Werths Zukunftshoffnung, den zwölfjährigen Quantaz, spricht, leuchten ihre Augen: „Wir glauben sehr an ihn!“ Regelmäßig fährt sie zu Isabell Werth und Ludger Beerbaum nach Hause, um das Training und die Pläne für die Pferde zu besprechen. Beide sind Freunde, eher schon Familie für sie. Sie selbst war 1959 im Alter von 18 Jahren Deutsche Meisterin in der DresDen Blick immer nach vorne richten Wenn ihre „Jockeys“ in der Stuttgarter Schleyer-Halle starten, ist Madeleine Winter-Schulze natürlich dabei. Mitfiebern, anfeuern und trösten – ihre Unterstützung ist den Reitern gewiss. sur, bei den Amazonen im Springsattel wurde sie gleich zweimal Deutsche Meisterin: 1969 und 1975. Trotzdem sagt sie: „Tipps gebe ich keine, das brauchen die beiden nicht. Aber wir reden sehr ehrlich miteinander über die Entwicklung der Pferde.“ Diese Absprachen sind wichtig, ebenso das Vertrauen. Deshalb ist es selbstverständlich, dass die Mäzenin auch bei Rückschlägen hinter ihren Reitern steht. So geschehen beispielsweise im Sommer auf dem Schafhof Dressurfestival, als Quantaz in der Piaffe blockierte. „Mut machen, Mut machen, Mut machen“, so das Credo. „Und immer nach vorne schauen.“ Wer die gebürtige Berlinerin trifft, darf einen Menschen voller Lebensfreude Mittendrin statt nur dabei: Madeleine Winter-Schulze freut sich über den Erfolg von Isabell Werth und Quantaz in Stuttgart. und positiver Ausstrahlung erleben. Und Ehrfurcht gegenüber dem Leben: „Ich bin jeden Tag voller Dankbarkeit, wie gut es mir geht.“ Größte Freude empfindet sie dabei, ihr Glück mit anderen zu teilen. So gründete Madeleine Winter-Schulze zu Ehren ihres Vaters Eduard die Eduard Winter-Kinderstiftung für bedürftige Kinder in Berlin und Brandenburg. „Die leuchtenden Augen der Menschen, das gibt mir so viel. Man sollte immer tun, was man eben tun kann.“ Jungen Nachwuchsreitern auf dem Weg nach oben rät sie vor allem, sich immer gut von den Trainern beraten, aber auch trösten zu lassen. „Heutzutage ist es sehr viel schwerer, Erfolg zu haben. Der Kreis derer, die oben mitreiten wollen, ist größer.“ Man kann nur jedem Reiter wünschen, dann einen Menschen wie Madeleine Winter-Schulze an seiner Seite zu haben. Maria Jürgens Fotos: TOMsPic

RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=